Livernose – die reizvolle Variante des Rhodesian Ridgeback

Das Zuchtziel ist, einen schönen farblich möglichst einheitlich braunen Hund zu züchten. Dabei sollten sich Fellfarbe, Nasenschwamm, Augenfarbe und Krallenpigment möglichst wenig voneinander abheben. Besonders edel wirken rotweizenfarbene Tiere, heller gefärbte Hunde wirken oft etwas fad. Die Augenfarbe sollte mit der Fellfarbe harmonieren. Wenn Livernose Welpen die Augen öffnen, blicken sie in strahlend hellblaue Augen, was unglaublich aussieht und unvergessen bleibt. Die Augenfarbe verändert sich in den nächsten Wochen und Monaten von hellblau über blau, blaugrün, bis hin zu einer Bernsteinfärbung.

Ein Rhodesian Ridgeback ist ein sehr intelligenter Hund. Livernose Ridgebacks dagegen scheinen einen noch sensibleren, intelligenteren und feinfühligeren Charakter zu besitzen. Sie sind sanfter und noch ausgeglichener als Ridgebacks mit einer schwarzen Nase. Ihr freundliches und gutmütiges Wesen widerspricht allerdings nicht ihrem Beschützerinstinkt.

Trotz der kleinen Anzahl rotnasiger Hunde stellt die Inzucht kein grösseres Problem dar, da die ganze Population zur Verfügung steht und fast immer mit schwarznasigen Partnern verpaart wird. Auch fallen immer wieder Livernose aus Verbindungen, wo man nicht unbedingt damit rechnen kann. Bekannte Rüden, welche die Zucht geprägt haben, sind Globe’s Roving Red Regent, dessen Sohn Khwezi Archenar, Bango Leoridge und dessen Söhne Hassani, Ihlobo und Inyanga, alle of Ka-Ul-Li’s Ridges.

Der ganze farbliche Unterschied zwischen schwarznasig und livernose wird von einem Gen bestimmt. In der dominanten (BB) und spalterbigen oder heterozygoten Form (Bb) ist der Hund phänotypisch schwarznasig, dabei können wir nicht oder kaum unterscheiden ob ein Hund reinerbig oder spalterbig ist. In der rezessiven Form (bb) ist der Ridgeback lebernasig. Wir haben es hier mit einem einfachen dominantrezessiven und nicht geschlechtsgebundenen Erbgang zu tun. Die Verteilung zwischen Schwarznasen und Livernose lässt sich mit der 2. Mendelschen Regel (Spaltungsregel) erklären. Dazu gibt es sechs verschiedene Paarungsvarianten.

Es ist zu beachten, dass die berechneten Werte nur bei einer sehr hohen Anzahl von Nachkommen exakt eintreten und bei einzelnen Würfen erheblich von der Prognose abweichen können. Dabei wissen wir bei schwarznasigen Hunden oft nicht, ob sie reinerbig (homozygot) oder spalterbig sind. Die Frequenz des Allels b (als Allel wird eine mögliche Ausprägungsform eines Genes bezeichnet, hier b für Livernose) in der Population kann lediglich geschätzt werden, daraus lassen sich jedoch keine konkreten Schlüsse, bezogen auf eine bestimmte Paarung ziehen, sondern lediglich auf die ganze Population. Die Vererbung des Dilute-Genes (D=unverdünnt intensive Farbe; d= verdünnte nicht intensive Fellfarbe) erfolgt unabhängig von B und hat nichts mit dem Vorkommen von livernosen in den davon betroffen Linien zu tun, wie oft behauptet wird. Da jedoch vom Dilute-Gen praktisch nur das Eumelanin (schwarzes Pigment) betroffen ist, sind Livernose, bei denen Eumelanin fehlt, mit Dd und dd und schwarznasige Hunde mit Dd nicht zu erkennen. Mit einem Gentest lässt sich deren Status leicht feststellen. Wechselnase (meist saisonal, braun aufgehellter Nasenspiegel) ist eine Stoffwechselstörung, deren Ursache nicht abschliessend geklärt ist, sie kommt bei vielen Rassen vor. Auch diese Störung hat mit Sicherheit nichts mit dem Erbgang von B zu tun.

Es ist zu hoffen, dass in nächster Zeit vermehrt Livernose Ridgebacks gezüchtet und auch auf Ausstellungen gezeigt werden, damit diese edle Variante unserer wunderschönen Rasse einem breiten Publikum bekannt wird.

(Auszugsweise erschienen in den Clubnachrichten RRCS im Dezember 2010)

Zum Autor:
Walter Federspiel ist Dipl. Ing. Agr. FH Fachrichtung Tierzucht und Tierernährung. Er hält und züchtet seit 30 Jahren Hunde, davon 13 Jahre Rhodesian Ridgeback. Mehr Informationen: www.zurimahali.ch